Mephisto
Körperbefindlichkeiten
 
Mephisto
 
Dein Name klingt dunkel, dem Abgrund zu nahe.
Es steckt in ihm eine Bedeutung, die zu ergründen ich mich immer wieder gezwungen sehe.
Ich bin mit irgendetwas beschäftigt, dabei ist es einerlei, was dieses irgendetwas ist,
plötzlich steht dein Name vor mir und ich beginne.
Es scheint, als sei kein Ausweichen möglich, und strahlt die Sonne auch noch so sehr vom Himmel herab.
Wir Menschen haben die Wahl und unterstellen uns doch, in der Mehrzahl, dem Schändlichen.
Dann dürfen wir für einen Moment unser Unglück vergessen und finden uns in einer Art Paradies wieder:
paradiesische, teuflische Natur.
Oh, anmutige Gegend, wie wohl fühle ich mich an deiner Brust!
Ja, ich habe Recht getan, ich habe Recht getan alles zu tun, was in meiner Macht stand
um dieses Fleckchen Erde mit Sinn und Verstand zu betreten.
Süßlich duftet es hier und Ihro Göttlichkeit möge verzeihen, dass es nicht der süße Duft der Blume ist.
Mephisto! Mephisto, teuflischer Freund, was hast du getan?
Was ist dein Plan? Stellst uns immer und immer wieder auf die Probe.
Weißt doch, dass wir angesichts deiner verlockenden Köder gar zu schnell schwach werden und uns hingeben.
Freund! Freund, würdest du uns nicht locken, gäbe es die Sünde nicht.
Du wirfst die Schuld über uns wie einen allzu abgetragenen Mantel. Dabei ist sie dein allein.
Ziere dich nicht und zieh dir den Mantel über, die Zeit ist gekommen, die Stunde da dich zu bekennen.
Aber nein, flink, flink, flink bist du entschlüpft und unser ist erneut die Schuld.
Ach, wie mühsam das ist!
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Körperbefindlichkeiten  (Ausschnitt)
 
Celine sitzt im Kaffee.
„Guten Tag, ich hätte gerne eine Tasse Kaffee und ein Stück Apfeltorte mit Sahne.“ Die Tischnachbarin schaut
hinüber. Sahne? Es gibt zu viele Menschen, die sich nicht zusammenreißen können, denkt sie.
Celine versucht sich zusammenzureißen und isst das Stückchen Torte mit Sahne so, als ob sie es gar nicht äße.
Sie beugt sich darüber, hält den Atem an und hofft, dass niemand sie sieht. Ein Krümel fällt zu Boden, peinlich!
Ihr Fuß gleitet hastig darüber. Trinken ist nicht so peinlich, aber keine Cola, denn light mag sie nicht.
Die schmeckt bitter, wie Gift. Noch ein Krümel. Mist, denkt Celine und ruft: „Oh, hallo Nadine!“ Nadine setzt sich
plaudernd und nimmt light und kommt von der Spritze, sie hat ja nur am Mittag Zeit. Der junge Arzt ist sehr nett:
Also, von ihrer Bettkante würde sie den nicht schmeißen und er hat schon mit sieben seiner Kundinnen geschlafen
und die waren auch alle über vierzig.
„Celine, warum versuchst du es nicht auch mal mit Absaugen?“ fragt Nadine.
„Ja, ich denk mal drüber nach, was kostet das denn?“
„Mein Gott, dass ist doch keine Frage des Preises!“ ruft Nadine empört und die Nachbarin, die mit den Gedanken
über Kuchen mit Sahne, schaut genervt herüber.
„Darf ich ein bisschen?“, fragt Nadine und Celine ist froh, den Teller loszuwerden.
„Danke“, sagt Nadine und Celine sieht, wie sie versucht zu lächeln. Lächeln geht nicht mit Botox, aber sie hat es
zumindest versucht und Celine ist sowieso abgelenkt, denn in dem Moment, als Nadine herzhaft in den Kuchen
beißt und die Sahne einen Schnurrbart macht, kommt Paul ins Kaffee...
 
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Christine Ahlborn
Theater | Texte | Lyrik | Fotografie

 

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Texte : ©hristine Ahlborn : Oktober 2008
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