Ich bin der Apfel, der weit vom Baum gefallen.
Ich verpflanze mich in Muttererde unbekannter Vaterländer.
Bin überall zu Hause und nirgends.
Das Bühnenbild ändert sich aber nicht meine Rolle.
Ich vernetze meine Wurzeln, verwurzle mich im Netz,
schalte mich gleich, aber niemals ab.
Ich wage und verzage.
Verwandle und erfinde.
Halte fest und den Kurs.
Ich lerne neue Sprachen, aber oftmals fehlen mir die Worte.
Ich stelle Fragen aber lege mich nicht fest.
Ist die Heimat zu eng oder mein Kopf?
Was zieht mich? Die Ferne?
Wenn ich nicht mehr reisen kann, komme ich dann zum Stillstand?
Steht mir die Stille oder erliege ich der Hast in meinem Kopf?
Ich trinke Latte macchiato in Goa.
Und mache eifrig Yoga in der Eifel.
Habe ich zu viel Gepäck?
Ich liebe Sushi!
Ich liebe das Meer, die Sonne, den Strand, den Wind.
Ich liebe Wale!
Wale haben so etwas Mystisches.
Höre ich den Gesang der Wale, komme ich irgendwie zu mir.
Ich liebe Delfine!
Delfine haben so etwas Verspieltes.
Ich würde gerne einmal mit einem Delfin spielen.
Ich liebe es zu tauchen!
Tauchen hat so etwas Schwereloses.
Ich tauche und ein Geisternetz geistert an mir vorbei.
Ich habe Glück, das Netz hat einen Delfin gefangen.
Endlich kann ich mit einem Delfin spielen.
Ich tauche tiefer.
Ich liebe es, tiefer und tiefer und immer tiefer zu tauchen.
Auf dem Meeresgrund entdecke ich eine steinige Landschaft.
Ich liebe steinige Landschaften, sie sind so steinig.
Eine Zahnbürste, ein Plastiklöffel und eine Packung Sushi ragen aus der Landschaft. Ich liebe Sushi!
Ich tauche auf. Ein Seehund treibt an mir vorbei.
Ich liebe Seehunde! Seehunde haben so etwas Niedliches.
Der Seehund steckt in einer Kiste Cola. Ich liebe Coca Cola!
Auf der Kiste steht: Taste the feeling. Ich liebe the taste of this feeling!
Ich entdecke einen Albatros am Strand. Ich liebe Albatrosse!
Der Albatros ist tot. Er hat zu viele Plastikfische gefressen.
Ich liebe Sushi!
knall sie ab
schleicht des nachts in meine träume
knall sie ab
lässt mir keine ruh
knall sie ab
sie kann sich nicht beugen
knall sie ab
will sie hier nie wieder sehen
in ihrem körper trug sie eine kleine geschichte
die geschichte war so klein
wie ein fisch im land der fischer
sie erzählte sie so:
es war einmal eine mutter
die war sehr sehr traurig
weil sie wusste dass sie kommen würden
um sie zu nehmen und das mädchen und den sohn dazu
des nachts saß die mutter in ihrer kleinen küche
und weinte und weinte und fror entsetzlich
die decke um ihre schultern alt und zerschlissen
wärmte nicht mehr
sie weinte so viele tränen dass sich auf dem tisch
der kleinen kalten küche ein see bildete
und wie sie ihren kopf hob und in den see schaute
sah sie ihr gesicht rot und verweint war es
mit lippen blau vor kälte
und wie sie immer länger schaute
öffneten sich die lippen und lächelten
da erschrak sie und hörte auch schon ihre stimme aus dem see
steigen
leise flüsternd rau und zart:
am morgen kommen sie es ist zeit zu gehen
nimm sohn und tochter und mach dich auf den weg
das wasser kräuselte sich und auf dem tisch
in der kleinen kalten küche lag ein fisch
wie die frau ihre zitternde hand danach ausstreckte um ihn zu
fühlen
war er fort
das wasser glitzerte noch einmal vor ihren augen
und dann war alles als wäre nichts
müde stand sie auf und ging ins zimmer der kinder
hauchte zart einen kuss auf ihre stirnen
ging dann in die kammer das leichentuch zu knüpfen
bahn um bahn zu einem festen strick
ging zum balken die knoten zu knüpfen
rechts das mädchen links der bub
fest schlafen die kinder
erst das mädchen dann der bub
wie schön sie sind
meine kinder
leicht schaukelnd im wind
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